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Johannes Caspar Kapfer (1629 – 1632)

 

Am 4. Februar 1632 richtete das fürstbischöfliche Ratskollegium an Magister Johannes Martin, Chorherren und Dechanten beider unierter Stifter S. Nocolai und s. NEmerami, folgendes Schreiben:

„ Es ist Bericht einkommen, wie daß Ihr Fürstl. Durchl. unserm beiderseits gnädigen Fürsten und Herrn jetziger Pfarrer zu Mitteleschenbach etliche Nachreden nit allein persönlich ausgossen, sondern auch die Unterthanen und ihm untergebenen Pfarrkinder, welche er im Guten unterweisen und vom Bösen abhalten solle, dahin angestiftet und beredt habe, daß sie hochgedachter Ihr Fürstl. Durchl. keinen Gehorsam mehr leisten wie auch die schuldige Steuer, Rent und Gilt nit geben sollen. Alldieweil solche hochnachdenkliche Reden ungestraft nit können hingelassen werden, also ist hiemit unser Bevelch an den Herrn, daß er obangedeuteten Pfarrer, weil dieser bei diesen gefährlichen Zeiten nit wohl kann für Uns herabgebracht werden, für sich erfordern und stark examinieren, was für Reden, warumben und aus was Antrieb er sie ausgossen habe; da aber viel bedachter Pfarrer solche würde läugnen, soll er besser Kundschaft bei den Unterthanen einziehen und ihn damit convinciren (= eines Verbrechens überführen), folgends da solcher schuldig erfindet, alsbald zu wohverdienter Straf mit Wasser und Brot drei Tag und noch in die Keuche legen lassen, uns auch nach Gelegenheit, was sich befunden, berichten. Darnach hat der Herr seinen Gehorsam gemäß sich zu richten und wir bleiben ihm mit gutem Willen gewogen.

                       Eystett den 4. Februarii anno 1632

                       Des hochehrwürdigen Fürsten und Herrn

                       Johann Christoph Bischofs zu Eystett

                                                           Vicarius und geistlicher Rath.“

 

Pfarrer Kapfer legte eine neue Pfarrmatrikel an. Diese befindet sich heute in Obereschenbach. In dieser Matrikel sind die Getauften von Mitteleschenbach, Obererlbach etc. verzeichnet (1629 bis 22. Juli 1631). Pfarrer Caspar Lenz, der nach dem dreißigjährigen Kriege Obererlbach mitversehen musste, berichtet: „Allweilen bei der Pfarrei Mitteleschenbach kein Pfarrbuch de anno 1624 vorhanden, sondern nur de anno 1668, als habe ich solchem gnädigsten Befehl gemäß aus solchem bei Hand habenden Taufbuche extrahiren wollen. Ist auch solche Pfarrei Mitteleschenbach von denen H.H. von Obereschenbach versehen worden, so ist doch das älteste Taufbuch (die Führung der Matrikelbücher war erst 1585 amtlich befohlen worden) nit mehr vorhanden, weil solches neben andern Büchern mehr in den Kriegs-Troublen verloren!“

Das erste Pfarrmatrikelbuch hat die Aufschrift „Liber parochialis anno 1666.“ Es enthält Einträge der Kasualien (= geistliche Amtshandlungen, wie Taufe etc.) vom Jahre 1668 bis 1694. Pfarrer Heckel von Theilenberg hat es nach hier gebracht. Wahrscheinlich ist es der Vorsicht Pfarrer Kapfers zu verdanken, daß die Pfarr- und Salbüchlein I – IV (vor dem Dreißigjährigen Kriege von den Pfarrern Heuraus (1518), Kitzhorn (1531), Riederer (1593) und Hofmann (1616) angelegt) in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nicht verloren gingen. Vermutlich nahm er sie nach Theilenberg oder nach Obereschenbach, vielleicht auch nach Eichstätt mit.

1633 war wohl das unheilvollste Jahr in der Geschichte Mitteleschenbachs. Als am 21. Mai kaiserliche Kriegstruppen Windsbach überfielen, lag unser Ort vermutlich bereits in Schutt und Asche; denn ungefähr 6 Wochen vorher, am 2. April, waren die schwedischen Horden auf ihrem Verwüstungszuge im Oberlande nach Eschenbach gekommen. Das Schicksal dieses Städtchens wird unser Dorf in noch schlimmerem Maße geteilt haben. Mitteleschenbach wurde verwüstet und mit Ausnahme de geplünderten Kirchen wird kaum ein Haus stehen geblieben sein. Die Leute wanderten aus, zumeist nach Mähren, die Dörfer waren eingeäschert, das Vieh fortgetrieben und die Felder verödet. 1635 entstand eine solche Teuerung, daß das Schaff Weizen 90 fl, Korn 80 fl, Haber 40 fl, ein Ei 12 Kr. kostete. Übrigens kostete im Teuerungsjahre 1613 ein Muth (= 2 Schaff) Korn 110 f. (Seite 49). Motzel schildert Tom. I, p. 229 jene Zeit also: „Nachdem dieser Zeit (1636) in dem Bisthum und Fürstenthum eine solche Armuth und sonderliche Geldnoth war, daß man weder Pfarrer noch Seelsorger unterhalten noch auch den äußerst nothleidenden Unterthanen helfen könne, als hat man in Ermangelung aller andern Mittel auch diese extremam resolutionem post maturam ponderationem genommen, eltliche Glocken aus den ödliegenden Dörfern, weil sonst selbe von den Nachdieben zu der Zeit zerschlagen und hinweggestohlen worden, wo der Glocken etliche waren, verkauft und versilbert, den Zentner zu 14 fl und von solchen 2100 fl erlöst worden“.

Ein solches Schicksal wird auch die hiesigen Glocken getroffen haben, da 1657 drei neue Glocken angeschafft werden mussten. Mit dem Jahre 1633 war die Pfarrei Mitteleschenbach aufgelöst und verwaist. Damit stimmt ungefähr überein der letzte Eintrag Pfarrer Kapfers in das Pfarrbüchlein I vom 11. Januar 1632. Selbst Pfarrer Kapfer ließ sich in seiner verlassenen Pfarrei nicht mehr blicken. Eine Notiz vom 6. Januar 1636 in den Akten des Generalvikartiats Eichstätt meldet, daß Pfarrer Caspar Kapfer, vorher gewester Pfarrer zu Mitteleschenbach, jetzt im Kriege vagierend (umherziehend), unterschiedliche Leute mit schulden angesetzt habe, unter anderen den verlebten Vogt zu Kaldorf N. Wurmb 18 Taler abgeredet habe. Als dieser verschied, kamen seine verwaisten Kinder vor Hunger fast um. Das Generalvikariat wurde um Hilfe angegangen. Glücklicherweise hatte Kapfer etliches Mobilar, Zins und Leinwand beim Pedell(= Hausmeister) des fürstbischöflichen Ordinariates Willibald Bickl gelagert. Kapfers Hinterlassenschaft wurde verkauft, der Erlös von 18 fl wurde dem Amtsnachfolger Wurms, dem Vogte Jacob von Kaldorf, übergeben, der es als Vormund der

Wurmschen Kinder verwaltete.

Da Obereschenbach mehrere Priester besaß, stellte das Generalvikariat den dortigen Pfarrer als Seelsorger für Mitteleschenbach auf. Die hiesige Pfarrei war aber zu ausgedehnt, um von einem Pfarrer versehen werden zu können. Eichstätt ordnete deshalb an, daß Eschenbach die Seelsorge für Mitteleschenbach, Speckheim, Ismannsdorf, Selgenstadt, Adelmannsdorf nebst den Mühlen bei Eschenbach, der Pfarrer von Theilenberg die Seelsorge in der Obererlbacher Filiale zu übernehmen habe.

Spendenkonto

Spendenkonto der Pfarrkirchenstiftung Mitteleschenbach:

DE32 7659 1000 0009 5007 40 (VR - Bank)