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Einführung in das persönliche Gebet

"Beten ist das Atmen der Seele". Es gehört zu uns Christen dazu, ist Teil unseres Wesens und unserer Identität. Der Apostel Paulus ermahnt seine Leser in der Gemeinde von Thessaloniki darum "Betet ohne Unterlass!" (1 Thess 5,17). Nicht nur das Gebet in Gemeinschaft (dem Jesus eine besondere Bedeutung zugesprochen hat), sondern auch das persönliche Gebet ist für uns Christen wichtig. Wir sollen betende Menschen sein. Gebet ist keine Einbahnstraße, es ist Kommunikation und Dialog mit Gott.

Aber noch bevor wir beten, ist Gott schon da. Er sieht uns, er kennt uns, er sehnt sich nach uns. Eine Geschichte von Bischof Klaus Hemmerle (1929 - 1994) drückt das aus:

 

Der Anfang des Gebets

Der Meister versammelt seine Jünger und fragte sie: "Was ist der Anfang des Gebets?"Der erste antwortete:"In der Not, denn Not lehrt beten. Wenn ich Not empfinde, dann wende ich mich von selbst anGott."Der zweite antwortete:"Im Glück. Denn wenn ich glücklich bin, verlasse ich das Gefängnis meiner Ängste und Sorgenund bekomme einen Blick für Gott."Der dritte:"In der Stille. Denn wenn ich schweige, dann kann Gott sprechen."Der vierte:"Im Stammeln des Kindes ist der Anfang des Gebets. Denn erst wenn ich wieder werde wie einKind, wenn ich mich nicht schäme, vor Gott zu stammeln, dann ist er ganz groß und ich bin ganzklein und beginne, über Gott zu staunen und zu ihm zu beten."Daraufhin sagte der Meister:"Ihr habt alle gut geantwortet. Aber es gibt noch einen Anfang, und der ist früher als all das, wasihr genannt habt. Das Gebet beginnt nämlich bei Gott selbst. Er fängt an - nicht wir."

 

Gott macht den Anfang. Auch wenn wir nicht beten, ist er für uns da. Beten wir, sind wir vor Gott. Er lässt sich in allen Situationen ansprechen. Ihm dürfen wir unbefangen sagen, was uns bewegt. Wir können auch mit leerem Herzen vor Gott verharren. Wir müssen nicht viele Worte machen. Bisweilen werden wir still bleiben. Manchmal braucht das Sprechen zu Gott Überwindung innerer und äußerer Widerstände. Dennoch bleibt unser Beten immer Gnade und Geschenk. Ein solches Geschenk ist das Vaterunser, das Jesus uns gelehrt hat. Die großen Gebete der christlichen Tradition bringen unsere Anliegen oft besser zur Sprache, als wir es selbst vermögen.

Wir sind in ihnen aufgehoben, finden Raum und Halt und spüren die tragende Hand Gottes.

Neben dem gemeinsamen Gebet in der Kirche gibt es viele Formen des Betens im Alltag: das Kreuzzeichen am Morgen, das Entzünden einer Kerze, ein kurzes Innehalten zwischendurch oder das Tischgebet. Was tagsüber alles einströmt, wird abends in der Gewissenserforschung rückblickend betrachtet: Wie hätte Jesus gehandelt? 

Ob im großen feierlichen Gebet oder im stummen Verharren - jeder kann beten. Gott nimmt mich in seiner Liebe an, wie ich bin.

(vgl. Gotteslob [2013] Nr. 2, 1+2)

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Mitteleschenbach

Sonntag 8.00 Uhr, 9.30 Uhr (Ferien geänderte Zeiten)