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Pfarrer Michael Mayer (1860 -1868)

Pfarrer Michael Mayer war Pfarrer in Mitteleschenbach von 1860 - 1868. Im Februar 1868 bekommt er die Pfarrei Hofstetten im Dekanat Kipfenberg verliehen.

 

Meyer war gebürtiger Treuchtlinger. Über seine Pfarrkinder gibt er in dem von ihm verfaßten „Urbarium parochiae Mitteleschenbacensis“ Seite 165 folgendes Urteil ab: „Durch Einführung der Herz M. Bruderschaft 1844, durch die Mission 1855 und die Einführung der Jugendbündnisse und durch das eifrige Wirken der beiden Hauskapläne Lutz und Reber hat die Pfarrei in moralischer und religiöser Beziehung ein neues Aussehen gewonnen. Nachtschwärmerei und Übertretung der Polizeistunde sind allerdings dank dem schwachen Gemeindevorsteher Johann März noch nicht selten, auch gibt es noch manche uneheliche Geburten. Doch ist der sittliche Stand der Schuljugend erfreulich. Die Parochianen geben sich eifrig dem Feldbau hin, durch gute Hopfenjahre wurde der Schuldenstand niedriger. Holzfrevel kommen vor, doch nur noch für den notdürftigsten Bedarf. Mit einem festen Gemeindevorstand und einem braven Lehrer ließ sich etwas wirken. Ein schöner Zug der der Pfarrgemeinde ist ihre Freigebigkeit bezüglich der Kirche – möchte sie nur auch größer sein!“ Im gleichen Buche gibt Pfarrer Förstel ein wesentlich ungünstigeres Urteil ab. (S. 162): „Wenige Eltern und Erwachsene wohnen an Sonn- und Feiertagen dem nachmittägigen Gottesdienste bei. Auffallend die Unsittlichkeit, als Nachtschwärmerei, Trunkenheit, Schlagen und Raufen und zwar auf Mord und Tod, Feld- und Holzdiebstähle sind an der Tagesordnung; schlechte, schwache Dorfpolizei, Sittlichkeit tief gesunken, viele uneheliche Geburten, freches Betragen und Unverschämtheit des weiblichen Geschlechte, bei 2/3 herrscht in den Häusern Armut, im Wirtshause Verschwendung (das Geld vom Holzfreveln!). 400 Tagwerk Gemeindegut verteilt, jetzt sittenlose Einzelhut durch Kinder, schlechter Schulbesuch, Mißhandlung der Eltern. 2 Konkubinate. Von den in Windsbach verteilten lutherischen Bibeln in der Pfarrei noch 200 Exemplare ausständig. Hohn und Spott gegen geistliche und weltliche Obrigkeit.“ Soweit Förstel 1833.
Meyer schritt gegen die gefallen Weibspersonen strenge ein mit Vorladungen, protokallarischen Vermahnungen, Exkommunikationen und brachte es soweit, daß das Verhältnis der ehelichen zu den unehelichen Geburten stand wie 100 zu 27. In seinem Wirken stand er isoliert: ihm entgegen arbeiteten nach seinen eigenen Worten „faule, gleichgültige, ruhmredige Vorsteher (Maerz) und ein der Schilderung unwerter Schullehrer (Sturm).“ Seine Frömmigkeit schützte ihn nicht vor den bösen Zungen der Mitteleschenbacher. Er schreibt darüber : „Doppelzüngigkeit ist ein Stammübel der Mitteleschenbach. Labst du dich in Gesellschaft öffentlich am Glase Bier oder suchst du Erholung bei einem Spaziergang, dann weiß der Neid seinen Kamm zu schwellen, bleibst du innerhalb deiner vier Wände, dann verlegt sich die Zunge aufs Dichten und Verleumden. Vor der Wagenburg gerichtlicher Aktion flüchtet die Sippe wieder hinter Lügen und Beteuerungen über Unschuld und Nichtwissen. Ein alter Pfarrer schreibt über sie: Sie machen Katzenbuckel und hinter seinem Rücken sind sie lupi rapaces (=reißende Wölfe).“
Am 17. März 1863 starb in Windsbach die katholischen Wasenmeisterin Katharina Wacker. Das protestantische Pfarramt bewilligte die katholische Bestattung. Als nun der gut Meyer im Ornat und Apparat den Leichenzug in Windsbach zum städtischen Gottesacker beginnt, steht auf der Rezatbrücke die Protestantische Klerisei mit Singknaben etc. Nach der katholischen Einsegnung begann der evangelische Geistliche seine Funktion und seinen salbungsvollen Sermon.
Von Juli bis Oktober 1862 wurde Meyer von dem Neomysten (Primiziant) Theodor Meyer, seinem Bruder , in der Seelsorge unterstützt. Sein Wunsch nach einen ständigen Hilfsgeistlichen bleib unerfüllt.
Beide Kirchen waren bedeutend herabgekommen. Sie glichen mehr Scheunen als Kirchen. Die Reparatur der Pfarrkirche kostete 875 fl. Die Gemeinde brachte für das Tünchen und dem Umbau der Sakristei noch zusätzlich 663 fl auf. Die Walburgiskirche wurde ebenfalls restauriert.
Sehr große Verdienste erwarb sich Meyer um die Kapelle in Gersbach. 1866 ließ er diese für 1548 fl erweitern. Ein Bewohner aus Gersbach, den der Pfarrer bestimm, besorgt den Mesnerdienst gegen Honorar aus der Gersbacher Kapellenstiftung. .
1866 wurde das Schulhaus erneuert mit 3500 fl. Die Schuld ist durch jährliche Ratenzahlung von 150 fl an die Sparkasse Windsbach zu tilgen. Durch diesen Neubau haben das Pfarrhaus und der Pfarrgarten viel Sonnenschein und Licht verloren und dafür die Abtrittsgrube des Schulhauses in der Scheuergartenwiese gewonnen. Im Jahre 1863 ließ er um den oberen Scheuergarten einen Zaun mit Steinsäulen und Latten aufführen. Dazu verwendete er den Kaufschilling zweier von im verkaufter Pfarräcker: Pfaffenäckerl (75fl) und eine Ackers in Ismannsdorf (65fl).
Am 5. 9. 1861 genehmigte die Kuratelstelle die Ablösung der Geld- und Naturalreichnisse nach Obererlbach. Dorthin wurden 2400 fl in Obligationen verabreicht. In der Nacht vom 16. auf 17. August 1865 brachen Mitteleschenbach in der Sakristei der Pfarrkirche ein und stahlen zwei wertvolle Kelche nebst drei Ölbüchslein. Die Diebe konnten nach Amerika entweichen.
Am 12. 3. 1868 bezog Pfarrer Meyer die ihm verliehene Pfarrei Hofstetten.

 

 

Spendenkonto

Spendenkonto der Pfarrkirchenstiftung Mitteleschenbach:

DE32 7659 1000 0009 5007 40 (VR - Bank)